
1990 - PC, Amiga, Sega CD, SNES, 3DO, Mac
Es gibt immer mal ein Spiel, das einen maßgeblichen Einfluss auf die Computer und Videospielindustrie hat und Wing Commander von Origin Systems gehört definitiv dazu. Chris Roberts beschloss nach dem technisch zwar überragenden aber kommerziell eher ernüchternden Times of Lore für den C64 sein nächstes Spiel auf dem PC zu programmieren. Mit einem bis dahin immensen Aufwand und einem für die damalige Zeit riesigen Team (von zeitweise 18 festen und weiteren freien Mitarbeitern) entstand in 18 Monaten Wing Commander.
Wing Commander war technisch und spielerisch neu und teilweise revolutionär. Das eigentliche Weltraumspiel wurde allerdings nicht in echtem 3D berechnet (dafür reichte die Hardware nicht aus) sondern es waren Bitmaps vorgerenderter Schiffe, die je nach Winkel und Distanz dargestellt wurden. In soweit war es weniger innovativ, als das 1991 erschienene Formula One Grand Prix. Die Immersion hingegen war geradezu perfekt. Das Spiel hatte etliche zwischen Sequenzen, die eine dichte Handlung erzählten. Briefings wurden vor und nach den Missionen abgehalten, es gab Gespräche in der Kantine mit den anderen Piloten.
Das Leaderboard mit den Abschüssen veränderte sich ständig und auch die Missionen, die man verlor beendeten das Spiel nicht, es nahm nur einen anderen Verlauf. Je nach Abschluss der Mission wurde man befördert und erhielt Orden. Die anderen Piloten, die einem als Wingman zugeteilt wurden, konnten während einer Mission sogar sterben, nebst Bestattung. Während der Einsätze gab es generierte Funksprüche der Gegner und Verbündeten, die einem immer das Gefühl vermittelten, man sei in einer dynamischen Welt. Es gab nicht einmal ein Menü, das Spiel wurde mit einem Klick auf das Bett gespeichert, ein Klick auf den Hangar brachte einen zur nächsten Einsatzbesprechung.
Überall strotzte das Spiel vor Anleihen an große Sci-Fi Werke, ob es nun Kampfstern Galactica oder Star Wars war. WC1 war etwas Klischeehaft aber genial. Es reizte jedes System auf dem es umgesetzt wurde aus (etwas für das Chris Roberts später berühmt und berüchtigt werden sollte). Und es gab auch einige wirkliche Neuerungen, wie bspw. den Soundtrack, der sich der Spielsituation anpasste, lange bevor Lucas Arts dies mit dem System iMuse verwirklichte. WC1 wurde zu einem Referenz titel für den PC und sorgte dafür, dass dieser als zukunftsfähige Spieleplattform wahrgenommen wurde und die Umsätze nach oben gingen.
Es folgen diverse weitere Wing Commander Teile und Spin offs, die fast alle weitere Innovationen mit sich brachten und immer wieder dafür sorgten, dass die PC Besitzer über den Kauf neuer Hardware nachdenken mussten. Roberts entwickelte noch bis 2000 vor allem Weltraum Flugsimulationen, bevor er nur noch als Filmproduzent arbeitete.
Die Wing Commander Teile kann man bei GOG recht günstig erstehen und sie auch auf Modernen PC's spielen. Ein Blick darauf lohnt sich auch heute, denn sie haben wenig von ihrem Reiz verloren auch wenn die Grafik etwas gewöhnungsbedürftig ist (weniger die Pixelart bei Teil 1+2 als die Videos bei Teil 3+4).
Als modernes Spiel bleibt mir ja eigentlich nichts anderes übrig, als auf Star Citizen zu verweisen. Roberts hat seine Rückkehr als Spieleentwickler angekündigt und gesagt, er werde das tot geglaubte Genre der Weltraumsimulationen wiederbeleben. Das hat er schon jetzt vor Fertigstellung getan, denn Elite Dangerous hätte ohne seine Ankündigung sicherlich weit weniger Unterstützung erhalten. Sein neues Spiel bricht dabei einmal mehr die üblichen Rekorde. Es ist das teuerste von einer Cummunity finanzierte Spiel, der Erscheinungstermin ist (wie bei Roberts zu erwarten) mehrfach verschoben worden und es ist zu erwarten, dass beim Start des Spiels der Verkauf von aktuellen Grafikkarten in die Höhe schießen wird (ich zumindest bekam schon von Anfang an das Hangarmodul nur ruckelnd zu Gesicht). Das Spiel ist übriges voll mit Anspielungen auf Roberts' eigene Historie. Neben den fiktiven Raumschiffherstellern Anvil (Ehemalige Firma von Roberts) und Origin (Ehemaliger Arbeitgeber von Roberts) heißt das erste Einzelspieleremodul Squadron 42. Squadron war der Name von Wing Commander, als es nur als Konzept auf dem Papier existierte.
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