Freitag, 29. Juli 2016

Microprose Formula One Grand Prix



1991 - DOS, Amiga

Geoff Crammond hatte in feines, kleines Rennspiel für Microprose für C64 und Amiga programmiert mit dem Namen Stunt Car Racer (es gibt demnächst einen eigenen Eintrag dafür). Crammond der mit einem Hochschulabschluss in Physik ausgestattet ist, sollte danach für Microprose ein realistisches Formel Eins Spiel entwickeln.
Als ich 1991 auf der damals noch stattfindenden Computermesse in Frankfurt das Spiel zum ersten Mal sah und antesten durfte, hat es mich ziemlich weg gehauen. Die Grafik (PC) und das Fahrgefühl waren überragend. Das lag vor allem an der Darstellung, was man auf folgendem Bild sieht:
Durch die unterschiedliche Schattierung wirkte der Boden beim fahren sehr realistisch. Ein einfacher aber wirkungsvoller Kniff. Crammond hatte das moderne Formel 1 Simulationszeitalter eingeläutet. Nicht nur waren alle Originalen Strecken der 91er Saison enthalten
(Fahrer und Team Namen waren verfremdet aber man konnte sie erkennen und ändern)
sondern das Fahrzeug konnte auch durch viele Einstellungen angepasst werden,
die Gegner waren berechnete Objekte und das Fahrzeug unterlag einer Physikalischen Berechnung. Es war kein Rennspiel, es war eine Simulation.

Die Grand Prix Serie Bestand aus 4 1/2 Teilen (Für Teil drei gab es ein Saison Update, das aber durch viele Verbesserungen als Eigenständiges Spiel durchgehen könnte). Jeder Teil brachte neue Innovationen mit sich, die am Ende die Einstellungsmöglichkeiten eines echten F1 Autos fast erreichten. Die Physik ging sogar so weit, dass das Wetter sich innerhalb eines Regenrennens ändern konnte und die Strecke beginnend mit der Ideallinie(!) zu trocknen begann. Es wurden sogar einzelne Pfützen und deren Auswirkung auf das Fahrverhalten simuliert. Boxenfunk und Flaggen gab ebenfalls bereits und die Aufmachung glich einer Fernsehübertragung.
Teil 2 und 3 waren Millionenseller und die Meistverkauften Rennspiele ihrer Zeit. Teil 4 wurde jedoch vom Publisher Infogrames (Microsoft war aufgekauft und existierte nicht mehr als eigenständige Firma) noch vor der eigentlichen Fertigstellung veröffentlicht um vor der neuen Konkurrenz von Electronic Arts am Markt zu sein. Das traf auf wenig Gegenliebe bei den Konsumenten, die sich neue Features gewünscht hatten und die die vielen Bugs störten. Das Spiel blieb im Laden stehen, der Publisher schloss das Entwicklungsstudio (und damit das letzte noch von Microprose verbliebene) und die Serie war tot. Ein Jahr später sicherte sich Sony die Formel 1 Lizenz und damit war die Zeit der F1 Spiele auf dem PC für lange Zeit vorbei. Es war auch bedauerlicherweise das Ende von Crammonds Karriere in der Computerspiel Industrie, der als Großmeister der Rennsimulationen galt und später nur noch am Rande mit anderen Projekten zu tun hatte.

Als aktuelles Spiel würde ich auf jeden Fall empfehlen die F1 Serie von Codemasters zu spielen, die ein sehr würdiges Erbe angetreten ist. Wer aber einmal einen Blick auf den Großvater der Rennspiele werfen möchte, sollte sich Microprose Formula One Grand Prix für ein paar Rennen zu Gemüte führen. Es ist immer noch faszinierend, was das Spiel damals bereits leistete.

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